Alt sein in Gambia ….. ist etwas Herrliches. Nun, wirst du vielleicht denken, bei all der Armut, was ist daran herrlich. Es ist die Menschlichkeit. Alt werden in der Geborgenheit der Familie. Mit der Weisheit des Alters, dem Respekt und der Ehre, die einem Familienoberhaupt zuteil wird. Sie helfen und bringen sich in das Familienleben ein, so lange und so gut es eben geht. Und wenn es dann irgendwann nicht mehr geht, wird es eben langsamer, und die nachfolgenden Generationen verwöhnen die Älteren so gut und liebevoll sie es können. Bei der Größe der Familie sind sie nie allein und können sich immer dazusetzen zum Reden.
Eine große Überraschung war es für mich, als ich erfuhr, dass es EIN Seniorenheim in Gambia gibt. Ich konnte es erst gar nicht glauben, aber wir haben dann tatsächlich auch die Möglichkeit bekommen, das eine Seniorenheim mal zu besuchen.
Was wir dort gesehen haben, war schon beinahe zu erwarten. Für die drei Senioren, die dort wohnen, gab es vier Büroangestellte, drei Köchinnen, drei Wäscherinnen, acht Wachleute und drei Krankenschwestern. Super Personalschlüssel, oder?
Doch dann die nächste Überraschung. Wir haben uns die Zimmer der Bewohner angesehen. Also ehrlich, dort würde ich meine Mutter nicht einquartieren. Winzig kleine Zimmer, etwas größer als das Bett. Die meisten Möbel kaputt und im „Wohnzimmer“ standen ausrangierte Möbel aus dem Büro.
Interessanterweise ist das angelegte Gebäude gar nicht so schlecht, selbst an einen kleiner Pavillon vor dem Haus für Beschäftigung draußen im Schatten wurde gedacht, leider wird dieser aber nicht genutzt.
Eins hat unser dieser Ausflug gelehrt. Mal wieder ein Projekt, das am Bedarf vorbei konzipiert wurde. Warum sollte es in Gambia anders sein als in Deutschland. Interessant dabei ist, dass viele, ich würde sogar sagen die meisten, nichts über die Existenz des Seniorenheims wissen. Ich habe Freunde gefragt, die im selben Stadtteil wohnen, und sie kannten es nicht. Für mich als Öffentlichkeits-Arbeiter ein No Go. Aber mal ehrlich, meine Kollegin hat der Verantwortlichen bei unserem Besuch ein paar Tipps gegeben, wie sie das Heim in den Fokus der Öffentlichkeit bringen kann. Ich habe mich vornehm zurückgehalten, denn tief in meinem Herzen wünsche ich mir, dass es gar nicht existieren würde.
Ich persönlich würde lieber auf die herkömmliche Art in Gambia alt werden. Schreibt mir doch mal eure Gedanken über das Altwerden. Wir als Verein versuchen nach Kräften den Älteren zu helfen, aber eben so, dass sie zu Hause bleiben können. Ein sehr schönes Beispiel ist unsere älteste Witwe, Ma Nyima, sie ist über 100 Jahre alt, wird in ihrer Familie lieb umsorgt, und als ich sie letztens auf der Strasse getroffen habe, sammelte sie gerade kleine Stöckchen vom Boden auf, um Feuerholz für ihr Bad zu sammeln.
Hier ein Artikel aus diesem Blog, wie wir den armen älteren Menschen das Altwerden noch ein wenig verschönern können.
https://empathymitgefuehl.wpcomstaging.com/2016/10/30/die-witwen-von-gambia/
Selam,
meiner Meinung nach ist das Altwerden überall schön – wenn man gesund ist. Alter an sich ist ja keine Krankheit, doch das Risiko krank zu werden, erhöht sich natürlich.