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Was es sonst noch über das Essen in Gambia zu sagen gibt

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Um im Bild zu bleiben, möchte ich heute noch einmal über den berühmten Tellerrand schauen. Denn das, was sich in anderen Ländern zum Thema Essen abspielt, kann doch schon sehr anders sein.

In meinem letzen Artikel vergaß ich, über die Meeresfrüchte zu schreiben. Das Erstaunliche daran ist, dass Krabben (Größe 1 – das sind die ganz großen) das Kilo schon für 2,50€ gibt, und auch Austern (ihr lest richtig, ich habe eben extra noch einmal im Wörterbuch nachgeschaut, denn hier sagt man „Oyster“ dazu) kosten für einen vollen Teller 1€. Die sind natürlich schon aus der Schale, und somit ganz schön viele. Was für uns so etwas besonderes ist, ist hier eher Alltag.

Ebenso verhält es sich mit dem Haifisch-Steak. Ich weiß noch in Deutschland eine Delikatesse und auch nicht über all erhältlich, ist es hier das Notessen, wenn es wirklich nichts anderes zu kaufen gibt. Freiwillig kauft ein Gambier kein Haifisch. Das heißt aber nicht, dass sie hier vor der Küste herum schwimmen. Ab und zu verirrt sich mal ein Babyhai in das Netz der Fischer.

Soweit zu den Ungewöhnlichkeiten von Gambia, doch was uns auch aufgefallen ist, sind die Gelegenheiten, zu denen gegessen bzw. für andere gekocht wird.

Ganz anders als in Deutschland geht man hier mit Essenseinladungen um. Zum Mittagessen oder zum Dinner wird hier gar nicht eingeladen. Falls du gerade zu Besuch bist, wenn es Essen gibt, oder selbst Besuch hast, dann wird selbstverständlich mitgegessen. Dafür werden dir aber hin und wieder Töpfe mit Essen, vornehmlich Reis mit Soße!, gebracht. Manchmal auch von verschiedenen Personen am gleichen Tag. Gott sei Dank gibt es Gefrierschränke. So zeigen sie dir ihre Liebe. Manche kommen für diesen Zweck extra 5-10 Km angefahren.

Wenn es dann aber offizielle Feierlichkeiten gibt, wie Naming-ceremonies für Neugeborene, oder religiöse Veranstaltungen, Hochzeiten oder auch wenn für kürzliche Verstorbene gebetet wird, dann wird richtig aufgefahren. Besonders interessant, wenn z.B. ein Mann von der Hadsch zurück kommt, kauft jede seiner Frauen (sofern sie es sich leisten können) eine Kuh. Das Fleisch davon wird dann gekocht und der ganze Ort wird eingeladen. Früher wurden dann überall große Teller (ca 1m Durchmesser) hingestellt und man aß gemeinsam davon. Heute wird alles in kleine Aluminiumschalen gefüllt und den Anwesenden mit nach Hause gegeben. Nicht zu vergessen, die obligatorische Getränkedose ist auch immer dabei.

Das erinnert mich an die Kochtöpfe. Die sind dann natürlich überdimensional groß. Auf meine Frage wo es diese Töpfe zu kaufen gibt, bekam ich die Antwort, du musst zwei Säcke Getränkedosen sammeln, dann machen sie es für dich. Wow, dachte ich, das hört sich doch mal nach Recycling an. Die zwei Säcke habe ich mittlerweile zusammen und werde sie demächst zum Topfmacher bringen. Ich bin schon total gespannt wie das geht, ich hoffe, sie lassen mich ein wenig zusehen. Auf jeden Fall werde ich dann wieder berichten.

Ähnlich wie bei den privaten Veranstaltungen verhält es sich auch in der Schule. Bei jedem Event, sei es Wettbewerbe (Drama Competition, Koranlese-Wettbewerb), Konferenzen mit anderen Schulen oder wenn hochrangige Gelehrte eingeladen werden, wird dem anschließenden Essen sehr viel Aufmerksamkeit gewidmet. Die Schülerinnen bereiten dann meist Chakry vor (Couscous mit Dickmilch und Zucker), backen Kuchen, bereiten Säfte zu. Jedes Mal ein riesen Aufwand, und im Vorfeld wird von allen Geld gesammelt, um das Ganze überhaupt umsetzen zu können.

Eine Sache hat mich dann aber doch sehr nachdenklich gemacht. Meine Töchter, beide Science-Schülerinnen, waren folglich auch im Science-Club. Anfang der 12. Klasse wird ein neuer Vorsitzender gewählt. Eine meiner Töchter hatte sich dafür beworben. Die beiden Kandidaten sollten dann ihre Pläne vorstellen, was sie vorhaben mit dem Club zu erreichen. Wir haben tolle Vorschläge zusammengestellt, wie einen Blog schreiben für alle Science-Schüler der Schule mit den wichtigsten Neuigkeiten, Examensvorbereitungen, Termine, Hilfsmittel und mehr, haben ein Logo für den Club entworfen, und andere Ideen, die die Qualität des Lernens verbessern sollten. Meine Tochter war schließlich der anderen Kandidatin unterlegen, da diese älter war und eine „echtere Gambierin“ (dabei kommt ihr Vater aus Senegal). Aber sie hat wohl auch deswegen verloren, da die Gewinnerin im alten Stil weiter gemacht hat. Ihre Vorschläge waren ID-Karten und T-Shirts drucken und die Abschlussfeier vorbereiten mit viel Essen und Trinken. So wurde es dann auch gemacht. Es wurde von allen Teilnehmern Geld eingesammelt, Plakate gemalt, Girlanden gebastelt, ID-Karten und T-Shirts gedruckt und ein großes Essen für die Handing-Over-Ceremony der Zeugnisse gekocht. Was das alles mit Science zu tun hat, habe ich bis heute nicht verstanden.

Wir fragen uns jetzt, warum Essen in der Gesellschaft eine so große Rolle spielt. Vermutlich eine gesellschaftliche Tradition, dass die, denen es besser geht, ihren Beitrag des Teilens leisten, indem sie bei solchen Anlässen kochen, um die, die vielleicht an diesem Tag noch nichts gegessen haben zu versorgen. Andere Länder andere Sitten. Und immer wieder spannend.

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