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Nach 20 Jahren erfolgreicher Arbeit nun die Katastrophe

Ein Schicksalsschlag am Montag Mittag

Allah prüft jeden von uns in verschiedenster Weise. Diesmal waren wir an der Reihe.

Am Montag, den 30.4. waren wir von 10-14 Uhr in unserem Vereinsbüro. Als wir um 14 Uhr nach Hause kamen, war zunächst alles wie gewohnt. Ich hatte die Tür zu unserem Schlafzimmer verschlossen, weil wir dort in einem Safe das Geld deponierten, das wir am 2. Mai für die Reislieferung ausgeben wollten. Am Tag darauf sollten die Waren für die Iftarpakete gekauft werden. Auch die anderen Projekte, für die ich in Deutschland Geld gesammelt hatte, sollten zügig noch vor Ramadan in Angriff genommen werden. Den Rest des Geldes wollten wir dann zur Bank bringen. Denn wenn das Geld erst einmal auf der Bank ist, musst du 2 Tage vorher Bescheid sagen, um Teilbeträge zu bekommen.

Vielleicht auch noch zur Erklärung: Was in Europa Gang und Gebe ist, mit EC Karte oder Überweisung zu bezahlen, hat hier leider noch keinen Einzug gefunden. Nur wenige haben ein Konto und seit zwei Jahren ist es auch nahezu unmöglich ein Konto einzurichten, da man dazu einen Personalausweis benötigt. Doch die Maschine, die die Ausweiskarten druckt, seit zwei Jahren kaputt bzw. verschwunden ist. Einen Pass zu beantragen kostet etwa 2 Monatsgehälter, also für die meisten auch keine Alternative. So werden meist Gehälter und Warenlieferungen bar bezahlt.

Als ich nun um 14 Uhr die Tür des Schlafzimmers aufschloss, wunderte ich mich zunächst über die offenen Schranktüren, dann schaute ich mich um. Aus den Schränken war alles herausgerissen, das Fenster zerstört, der Safe gewaltsam aufgebrochen. Da wir aber vor allen Fenstern Gitter haben, war es sehr überraschend für uns, wie der Dieb überhaupt hineingekommen ist. Von der Terrasse konnte man es dann sehen. Sie hatten am helllichten Tag das Gitter aufgesägt. Auch unser Wachmann, der seit 6 Jahren mit unserem vollen Vertrauen bei uns arbeitet, war im Garten auf der anderen Seite des Hauses und hat davon nichts mitbekommen. Es ist uns eine Lehre, so Gott will, wird uns das wohl nicht mehr passieren. Erste Maßnahmen sind schon ergriffen worden.

Die Diebe haben Spendengelder in Höhe von 8450€ (und das kurz vor Ramadan) und unser privates Geld mitgenommen.

Der Schock saß tief. Man fühlt sich so ausgeliefert, wenn fremde Männer in dein Schlafzimmer eindringen, das verschlossen war, Gitter vor den Fenstern hat, einen Safe und einen Wachmann auf dem Grundstück und eine hohe Mauer mit eingelassenen Glasscherben. Ich dachte, nichts falsch gemacht zu haben. Aber Allah wollte es anders.

Nach der ersten Lähmung kam der Aktionismus. Wir sind zur Polizei gefahren. Sie haben den Fall aufgenommen und sind mit drei Mann zu unserem Haus gekommen. Die Untersuchungen sind im Gange. Seit Montag kommen täglich Polizisten zu uns und machen ihre Untersuchungen.

Da mein oberstes Gebot ist, eine lückenlose Dokumentation über den Verbleib Eures Geldes, muss ich Euch jetzt leider auch diese Fakten mitteilen. Nach dem ersten Schock, der Lähmung und des darauf folgenden Aktionismus ist nun die Zeit des Besinnens und der Analyse.

Mein Mann hat in den folgenden Tagen mit drei Imamen über das Geschehene gesprochen. Diese beruhigten uns, dass gem. Hadith 1 von An-Nawawi Eure und unsere Absichten in shaa Allah bei Allah zählen – unabhängig vom Erfolg – in shaa Allah, da wir nicht fahrlässig gehandelt haben. Der Lohn für eure guten Taten bei Allah wir nach Eurer Absicht gemessen.

Ich fühle mich weiß Gott nich wohl mit der Situation. Wir wollen als Familie versuchen, ein Teil des Geldes möglichst zeitnah wieder auszugleichen. Die Imame sagen, da wir nicht mutwillig und sorglos gehandelt haben, sind wir von einer Schuld entbunden.

Ein Teil Eurer Spenden ist noch auf dem Berliner Vereinskonto, das zum Teil Iftar- Pakete enthält. Wir werden jetzt alles daran setzen, das Geld nach Gambia zu transferieren. Unsere Idee war, dass wir das Geld das noch nach meiner Abreise auf das Konto kommt, privat auslegen, aber das geht nun leider auch nicht mehr, weil unser privates Geld auch weg ist. Wir müssen jetzt eine vernünftige Lösung finden die noch vorhandenen Spenden gerecht zu verteilen.

Wie Ihr ja wisst, gehen immer 100% Eurer Spenden zu den Projekten. Für die Verwaltungskosten bekommen wir extra Spenden. So sind wir bisher immer gut gefahren. Mein Mann und ich arbeiten seit 20 Jahren ehrenamtlich fisabillah, und so wollen wir es auch gerne weiter halten. Sofern Allah uns erlaubt, unsere Arbeit weiter zu führen.

Es ist für uns alle eine Prüfung, ich hoffe, ihr seht es auch so. Allah sagt im Koran: „Meinen die Menschen, sie würden in Ruhe gelassen werden, wenn sie bloß sagten: „Wir glauben“, und meinen sie, sie würden nicht auf die Probe gestellt?“(29:2)

„Und gewiss werden Wir euch prüfen durch etwas Angst, Hunger und Minderung an Besitz, Menschenleben und Früchten. Doch verkünde den Geduldigen eine frohe Botschaft, die, wenn sie ein Unglück trifft, sagen: ‚Wir gehören Allah, und zu Ihm kehren wir zurück.‘ Sie sind es, denen Segnungen von ihrem Herrn und Erbarmen zuteil werden, und sie sind die Rechtgeleiteten.“ (2:155-157)

Wir haben es wirklich nicht so gewollt. Und dennoch habe ich einen Wunsch und eine Bitte: Mein Wunsch ist es, dass ihr meine Entschuldigung annehmt, und meine Bitte ist es, als Gemeinschaft zusammenzuhalten. Es ist der erste Vorfall dieser Art nach 20 Jahren erfolgreicher Arbeit.

Wie Allah im Koran sagt: Nach der Erschwernis kommt die Erleichterung. (94:6). So beten wir, dass Er uns, wenn Er will, eine andere Tür aufmacht, damit wir unsere Arbeit für die Armen in Gambia fortsetzen können

Vielleicht ist es auch eine Chance, unsere Arbeit zu überdenken, neue Prioritäten zu setzen und uns selbst neu auszurichten. Wir haben im Verein schon oft über eine Spezialisierung gesprochen. Andere Vereine hier haben sich auf die Medizinische Versorgung, oder das Sponsoring von Schulkindern, oder Landwirtschaftsprojekte oder ähnliches spezialisiert. Wir hatten bisher immer gedacht, dass wir nah an den Bedürftigen sein wollen und uns nach ihren Bedürfnissen richten sollten. Ich persönlich werde den Ramadan jedenfalls dazu nutzen über all diese Fragen nachzudenken. Über Vorschläge und eure Sicht auf die Dinge würde ich mich sehr freuen.

„Der Prophet (sallallahu alayhi wa sallam) sagte: „Gedenke Allahs in Zeiten der Erleichterung, damit Er deiner in Zeiten der Erschwernis gedenkt.“ (Ahmad)

Gestern nun waren wir bei verschiedenen Banken, um noch einmal die Konditionen auszuhandeln. Eine Bank hat uns dann zugesagt, frei über das Geld verfügen zu können. Und wenn sie es nicht vor Ort hätten, würde sie es aus der Hauptstadt holen. Na immerhin. Dann weiter ins Vereinsbüro zur Krisensitzung.

Für die Essenspakete im Ramadan nehmen wir das Geld, das noch nachträglich auf das Konto kam und was ich noch in der Handtasche hatte (ca 1000€), und wir leihen uns etwas von unseren Rücklagen, die für ein späteres Projekt gedacht waren. Obwohl das Geld für 200 Pakete eingegangen ist, packen wir jetzt 160 Pakete und reduzieren etwas vom Inhalt. So hoffen wir einen Kompromiss gefunden zu haben, damit es auf allen Seiten möglichst wenig Enttäuschungen gibt. In unseren Anfangszeiten haben wir nur Tee und Zucker verteilt, das ging auch. Dieses Jahr gibt es trotz Katastrophe viel mehr.

Dennoch wollen wir ja auch nach Ramadan noch weitermachen, und dazu brauchen wir wirklich eure Hilfe. Wirklich umsetzen können wir alle Projekte nur, wenn wir das Geld wieder zusammenbekommen.

Daher bitte ich euch inständig, uns zu helfen, das fehlende Geld wieder auszugleichen. Es ist ein Notfall, und so Gott will, erkennt er unsere Absichten und unsere guten Taten für die Ärmsten er Welt. Wer helfen möchte, kann uns jeden beliebigen Betrag überweisen per Paypal oder auf unser Vereinskonto mit dem Vermerk Wiederaufbau.

Ich werde in meiner Whatsappgruppe Spendenstand Gambia täglich die Eingänge posten. Wer möchte kann sich gerne dort zuschalten.

WhatsappGruppe Spendenstand Gambia

Oder auf auf Telegram kann der Spendenstand eingesehen werden:

Telegram Kanal: Spendenstand Wiederaufbau

Bitte helft uns, damit 20 Jahre wertvolle Hilfe für eines der ärmsten Länder der Welt nicht zu Ende sind.

Eins kann ich euch versprechen. Wir haben daraus gelernt. Zum einen wird aufgerüstet und Bargeld bleibt nicht mehr im Haus. Dann müssen die Bedürftigen eben warten bis wir das Geld von der Bank bekommen haben.

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Wer mehr über unsere Projekte und unsere Arbeit erfahren möchte, kann gerne weitere Artikel auf diesem Blog lesen.

5 Gedanken zu „Nach 20 Jahren erfolgreicher Arbeit nun die Katastrophe“

  1. Pingback: Ramadan 2018 – nicht ganz so wie beabsichtigt (m. Fotostrecke) – Help the poor and the needy e.V.

  2. Pingback: Eine großartige Ummah, eine starke Gemeinschaft – Help the poor and the needy e.V.

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  4. Pingback: Ramadan 2018 – nicht ganz so wie beabsichtigt (m. Fotostrecke) | empathy-mitgefuehl

  5. Ein typischer Insider Job. Überlegt mal wer davon wußte, das eine solche Summe Bargeld im Safe war, der wußte, wo genau der Safe sich befindet, wie das Fenster befestigt ist und technisch fit genug ist den Safe auch zu knacken. Gelenkig und dünn muss er auch gewesen sein. Tja meist arbeiten die Diebe auch in Gruppen – einer gibt den Tip, andere machen das technische und ein dünner, gelenkiger, meist ein Jugendlicher, steigt ein während andere Schmiere stehen oder ablenken. Wurdet ihr in der fraglichen Zeit z.B. in ein Gespräch verwickelt oder ist sonst etwas passiert, was die Aufmerksamkeit aller auf sich zog?
    Vielleicht könnt Ihr ja eine Falle stellen, behaupten es wäre wieder Geld da und beobachten was passiert. Es gibt schon sehr preisgünstige kleinste Kameras, mit denen man aufzeichnen kann. Das darf aber dann wirklich niemand wissen, nicht einmal die vertrauenswürdigste Person aus dem engsten Umfeld.

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