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Lange sah es so aus, dass es schwierig wird, dieses Jahr das Geld für einen Bullen zum Fest zusammengekommen. Doch plötzlich überschlugen sich die Spenden förmlich, und es ging alles ganz schnell auch den dritten Bullen gesponsert zu bekommen.
So weit so gut, nun war das Geld auf dem deutschen Vereinskonto. Es von dort möglichst kostengünstig nach Gambia zu bekommen ist eine Kunst für sich.
Normalerweise bewegen sich die Transferkosten so zwischen 8 und 13%. Dann hörten wir, dass eine neue Company aufgemacht hat, die den gleichen Wechselkurs bietet, den wir hier auch bekommen und nur 2,5% Gebühren verlangt. Das hat sehr gut geklappt, aber leider hat die Firma jetzt irgendwelche Probleme, und sie haben den Dienst eingestellt. Für die letzte Reislieferung und das Zakat-ul-Fitr haben wir dann glücklicherweise einen Freund gefunden, der uns das Geld kostenlos mitgebracht hat. Aber für die Bullen mussten wir dann wieder tief in die Tasche greifen und es mit Ria schicken lassen.
Als es dann endlich hier war, wurde viel telefoniert, um günstig an die Bullen zu kommen. Zwei Bullen sind dann in der Nacht zum Donnerstag geliefert worden und den dritten hat mein Mann dann am Donnerstag Morgen um 7 Uhr auf dem Viehmarkt gekauft.
Ab 9 Uhr kamen dann so nach und nach unsere Helfer. Um 10 Uhr sollten die Schlachter kommen, sie kamen aber nicht. Sie hatten wohl in der Zwischenzeit einen besseren Job gefunden.
Also noch einmal zum 20 km entfernten Viehmarkt fahren und neue Schlachter suchen. Das Problem dabei, wir hatten unseren Empfängern gesagt, dass sie um 13 Uhr ihr Fleisch abholen sollen. Da nun aber die Schlachter erst um 14 Uhr kamen verschob sich alles nach hinten. Unsere Mitarbeiter aus dem Büro riefen uns in immer kürzer werdenden Abständen an, da sie die Wartenden nur noch schwer beruhigen konnten.
Als das erste Fleisch bereit zum Teilen war, ging es auch direkt los. Es wurde geteilt, gewogen, gepackt und immer darauf geachtet, dass jeder etwas Steakfleisch, Knochen und Innereien hatte, damit es möglichst gerecht zuging. Während des Arbeitens unterhielten sich unsere Helfer über ihre Vorlieben vom Fleisch. So fand ich heraus, dass manche gerne Zunge, andere das Maul und wieder andere die Füße am liebsten aßen. Nun ja, jedem Tierchen sein Pläsierchen. Ich halte mich dann doch lieber an das Muskelfleisch.
Doch neben der großen Zeitverzögerung von 4 Stunden waren wir auch noch mit einem anderen Problem konfrontiert. Seit 2 Uhr nachts gab es kein Strom und kein Wasser mehr. Ein Schiff im Hafen soll wohl ein Kabel gekappt haben, sodass weite Teile Gambias von der Strom und Wasserversorgung abgeschnitten waren. Strom war jetzt in unserem Fall nicht so wichtig, aber nach dem Schlachten war alles vollgespritzt mit Blut und keine Möglichkeit zu waschen. Ein lieber Nachbar half uns dann mit einigen Eimern Wasser aus, die aber auch nicht weit reichten.
Dann endlich war der erste Bottich mit 50 Packungen a 2 Kg fertig. Schnell zum Büro. Die Strecke von 5 km zum Büro und wieder zurück bin ich an diesem Tag 3x gefahren. Jedes Mal, wenn ich im Büro ankam, freuten sich alle, aber sie mussten dann in der Schlange stehen und auf den Aufruf ihres Namens warten. Zusätzlich zum Fleisch verteilten wir ja auch noch die 3 Kg-Reistüten mit dem Zakat ul Fitr. Um einen Überblick zu behalten, wer schon alles bekommen hat, mussten die Empfänger mit Stift oder Fingerabdruck unterschreiben. Es war ein ziemliches Durcheinander, aber schließlich ist doch alles gut gelaufen.
Beim letzen Mal kam dann mein Mann mit, weil wir auch noch über 1000€ Zakat zu verteilen hatten. Der größte Teil war schon ausgegeben, doch hatten wir immer noch etwas zu verteilen. Gut für diejenigen, die lange gewartet hatten. Sie bekamen jetzt auch noch Bargeld. Insgesamt konnten wir 67 Zakatempfänger glücklich machen. Das letzte Fastenbrechen in Gambia in diesem Ramadan war am Donnerstag um 19.38 Uhr. Davon haben wir allerdings nicht viel mitbekommen. Man reichte uns zwar einen Tee, doch selbst für den hatte mein Mann keine Zeit.
So verteilten wir dann noch bis 21.30 Uhr Zakat und Fleisch für die Nachzügler im Dunkeln bei Handytaschenlampen-Licht. Um 22 Uhr waren wir dann völlig erschöpft zu Hause, doch auch dann war es nichts mit Fastenbrechen, denn das Essen, das wir am Vortag gekocht hatten, war durch die mangelnde Kühlung ungenießbar geworden.
So sehen in der Regel unsere letzen Tag im Ramadan aus. Alhamdulillah wir tun es alles für Allah. Ein großer Dank auch an die Spender, die mit Allahs Hilfe diesen Tag möglich gemacht haben.
Wie unsere letzten 2 Wochen im Ramadan verlaufen sind, schreibe ich die Tage in unserem neuen Newsletter. Dort werdet ihr von noch mehr Katastrophen lesen, mit denen wir hier täglich zu tun haben. Wir versuchen es mit Humor zu nehmen und lernen eine Menge Geduld. Ich hoffe, auch ihr werdet Spaß beim Lesen haben.
Durch die neue Datenschutzverordnung habe ich ja alle Kontakte gelöscht und wir fangen wieder ganz von vorne an. Wer also gerne wieder einen haben möchte, melde sich bitte hier an.
BITTE DIE BESTÄTIGUNG PER E-MAIL NICHT VERGESSEN
Unsere 3 Bullen
Hier wird der dickste von ihnen zu Fall gebracht
Und hier die anderen beiden
Fleisch teilen bis der Arzt kommt. Insgesamt 300 Kg Fleisch
Wiegen, damit es schön gerecht bleibt.
Ein Überblick
100 Kg Fleisch vor dem Teilen
Die Schlange der Wartenden
Sie warten und warten ….
Immer wieder der Blick in die Listen
Hilfestellung beim Fingerabdruck
Gedränge bei der Fleischausgabe
Nachts im Dunkeln die letzen Zakat, Reis und Fleischausgaben