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Rückblick

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Sorry, dieser Blog-Artikel ist schon längst überfällig. Es tut mir leid, dass so viel Zeit vergangen ist seit dem letzten. Aber besondere Zeiten erfordern oft auch besondere Maßnahmen. So hatten wir sehr viel zu tun. Parallel zu alledem schreibe ich auch noch an meinem Buch, das in shaa Allah bald fertig ist. Dann habt ihr genug Lesestoff.

CORONA-HILFE

Sofort, nachdem am 17.3. der erste Corona-Fall in Gambia bekannt wurde, schloss der Präsident die Schulen und verhängte einen State of Ermergency (Ausnahmezustand), der bis heute anhält. Was das für die Wirtschaft bedeutet, brauche ich wohl niemandem erzählen, denn davon sind alle Länder betroffen. Doch was es für die Menschen bedeutet, die sowieso schon von der Hand in den Mund leben, ist noch einmal etwas ganz anderes. Sie sind abhängig von den kleinen Verkäufen von Früchten oder anderen Produkten, und das, was sie an diesem Tag verdienen, kommt dann nachmittags auf den Esstisch. Schlimm, wenn es dann einen Lockdown gibt, keine Strassen- und Marktverkäufe mehr erlaubt sind. Inoffizielle Zahlen sprechen von 90.000 Erwerbslosen. Dabei hatten wir nie mehr als 27 aktive Fälle.

So eröffneten wir einen Corona-Fonds, der nun schon über 4200€ enthält. Mehr als die Hälfte haben wir schon verteilt. Diese Hilfe ist für Selbständige, die Arbeitsverbot haben oder Angestellte, deren Gehalt gekürzt wurde. Doch genau wie bei der Ausgabe des Zakats und der Ramadanpakete, müssen wir natürlich auch auf unsere Gesundheit achten und Abstand halten, was nicht immer sehr einfach ist.

Geld abheben und verteilen, eine unserer Haupttätigkeiten während Corona

BRUNNEN-BAU FÜR FATOU

Von unseren Sponsorinnen kam dann noch die Idee, einen Brunnen für unsere verstorbene Mitarbeiterin Fatou in Tansania zu bauen. Innerhalb von 2 Wochen war auch dieses Projekt finanziert. Nun kam die Nachricht, dass der Brunnen fertig ist. Gott sei’s gedankt.

Der Brunnen für Fatou

FIDIYA-REIS

Wer im Ramadan aus gesundheitlichen Gründen nicht fasten kann, darf eine Spenden für die Armen stattdessen machen. So kamen noch einmal extra 30 Säcke Reis zusammen, die verteilt werden konnten.

FLEISCH FÜRS FEST

Dann kamen die Bullen. Dieses Jahr konnten wir auch wieder 3 Bullen kaufen. Wir kauften sie schon einige Tage vor dem Fest, damit es diesmal etwas stressfreier über die Bühne ging. Sie bekamen von uns ein nettes Fleckchen im Garten unter Bäumen im Schatten und zwei mal am Tag Futter und Wasser.

MOHAMMED GIBBA IST WIEDER GESUND

Schon vor Ramadan erreichte uns die Nachricht, dass der kleine Mohammed Gibba ein hochätzendes Bleichungsmittel getrunken hatte und nun seine Speiseröhre verätzt ist. Glücklicherweise haben wir einen guten Draht zur German Clinic. Dort arbeitet ein Arzt, der in Deutschland für diesen Eingriff ausgebildet wurde. In vier Sitzungen wurden dem Jungen unter Vollnarkose kleine Röhrchen verschiedener Größen in die Speiseröhre eingeführt und nach ein paar Minuten wieder entfernt. So konnten sich die vernarbten Stellen wieder öffnen und die Speiseröhre sich weiten. Nun, nach den vier Sitzungen, kann er wieder Essen, hat zugenommen und ist guter Dinge. Großen Dank an die Spender.

ZAKAT UL FITR

Zakat-ul-Fitr packen wir normalerweise in 3 Kg-Portionen ab, so wie es der Islam vorschreibt. Doch wegen Corona, wollten wir die Anzahl der Personen in unserem Büro reduzieren und haben die über 40 Säcke an Großfamilien verteilt.

DIE FLEISCHAUSGABE

Ein Tag vor dem Fest wurde dann geschlachtet und die gut 400 Kg in je Tüten mit 2 KG Fleisch zum Teil direkt zu den Bedürftigen nach Hause gebracht und in unserem Büro zum Abholen bereit gestellt. Es wurde telefoniert, Taxi-Fahrer beauftragt, Listen geschrieben, Mitarbeiter eingewiesen. Es war ein anstrengender aber sehr schöner Tag. Das Fest selbst am nächsten Tag war dann eher traurig, keine Moschee, keine Besuche, irgendwie alles wie immer.

DIE MASKEN

Nach Ramadan erreichte uns ein Spendenaufruf der German Clinic. Sie brauchen Masken für ihre Patienten und deren Angehörige. Warum machen wir dann nicht eine Win-Win-Situation daraus und sammeln Geld für die Masken, lassen die Nähschule die Masken nähen und geben sie dann der Germanc Clinic ab? So bekommen die Nähschüler ein wenig Geld und die German Clinic ihre Masken. 185 Masken haben wir schon, 51 kommen noch.

DER CONTAINER

Ganz große Arbeit haben unsere fleißigen Schwestern aus Berlin wieder geleistet. Gerade kam der eine Container an, da wurde schon der nächste gepackt. Babykleidung, Babynahrung, Windeln, verschiedene Hilfsmittel, Kleidung, Schuhe, Rollstühle, und vieles mehr wurde organisiert, abgeholt, gelagert, in große und kleine Kartons gepackt und schließlich vom Containermann abgeholt. Am Ende waren alle todmüde, aber sie haben den Armen in Gambia einen großen Dienst erwiesen.

Hier der letzte Containerinhalt für unser Bedürftigen. Die Ankunft des aktuellen Containers erwarten wir Ende August, und der nächste geht dann wieder in ca. vier Wochen auf die Reise.

Windeln und Kleider
Rollstuhl und Fahrräder
Toilettenstühle

DIE SCHULE

Das Verwaltungsgebäude der Schule ist auch fast fertig. An manchen Stellen war es etwas mühsam, wenn die Arbeiter nicht so wollten wie wir, aber nun ist es fast fertiggestellt. Inzwischen hat die Regenzeit begonnen, aber das Dach ist schon fertig ist, uns so können sie jetzt am Inneren des Hauses arbeiten. Da das Grundstück in einem sehr wasserreichen Gebiet liegt, haben wir uns auch dazu entschlossen, sowohl das Haus auf einem höheren Fundament zu bauen, als auch um das Haus herum die Gehfläche zu erhöhen, um bei Regen unbeschadet zum Haus zu kommen.

Das Verwaltungsgebäude

UNSERE JÜNGSTEN: MARIAMA UND ROQAIA

Unsere jüngsten Mitglieder brauchen unsere besondere Aufmerksamkeit. Roqaias Mutter ist bei ihrer Geburt gestorben, und Mariamas Mutter hat sie wegen ihrer Downsyndrom-Krankheit bei der Oma abgegeben, die aber selbst mittellos ist. Kurz vor dem Schreiben dieses Artikels, wurde uns noch von einem dritten Kind erzählt, 8 Monate, das gerade seine Mutter verloren hat. Eine unserer Reiswitwen ist seine Tante. So kümmern wir uns jetzt um 3 Babys, die nicht gestillt werden können und für deren Angehörige die Babymilch und die Windeln sehr schwer zu erwerben sind.

Roqaia
Mariama

DIE WINDELN

Das war eine tolle Aktion. Viele unserer Unterstützer hörten von der Notwendigkeit für Schlaganfallpatienten Windeln zu besorgen. Eine Packung Windeln für ca 5 Tage kostet ein halbes Monatsgehalt. Die vielen Windelpakete, aus dem ersten Container 2020 werden von uns jetzt nach und nach an unsere ca 10 Schlaganfallpatienten verteilt, die bei uns registriert sind. Eine sehr große Erleichterung für die Angehörigen. Vielleicht finden wir ja auf diesem Wege noch ein paar mehr Unterstützer des Windelprojekts. Wer hier helfen möchte, bitte eine kurze mail an unsere Vereinsemail mail(at)helpthepoor.de.

ABDUL AZIZ

Dann durfte ich noch Abdul Aziz kennenlernen. Ein so netter und aufgeweckter kleiner Junge, der nur leider ohne Gesicht und mit einem Klumpfuß geboren wurde. Er wohnt mit seinen Eltern in einem kleinen Zimmer hinter ihrem Shop. In den Garten des Grundstücks kann er nicht, weil die Kinder des Hausbesitzers ihn immer ärgern. Er ist sehr intelligent und geht auf eine Schule für Behinderte. Aber die Schule kostet über 200€ im Jahr und für die Eltern, die schon kaum mit ihrem Shop die Miete bezahlen können, ist das viel Geld. Dabei wäre die Schule für ihn so wichtig. Wenn seine Eltern ihn mal nicht mehr ernähren können, wäre es von Vorteil, etwas gelernt zu haben.

So wie er auf dem Foto aussieht ist das Resultat nach vier Operationen in der German Clinic von erfahrenen deutschen Gesichtschirurgen. Im Moment können sie nichts mehr tun, weil er noch wächst. Erst wenn er ausgewachsen ist, können sie weiter machen.

Er ist sehr munter und spielt sogar Fußball mit seinen Brüdern. Wir wünschen ihm das Beste für seine Zukunft, vielleicht schaffen wir es ja, für ihn eine Schule zu bezahlen.

BINTA, DEGHAIN und SELLOU

Kürzlich kamen drei Frauen mit den unterschiedlichsten Wünschen zu uns. Jede einzelne brach mir fast das Herz, aber so Gott will, gibt es noch ein gutes Ende. Deghain hat 10 Kinder, die größtenteils noch zur Schule gehen und 2 Enkel. Der Vater der Kinder ist verschwunden, so muss sie jetzt alles alleine stemmen. Auf die Frage, ob sie einen monatlichen Sack Reis möchte, verneinte sie vehement. Sie sei eine Geschäftsfrau und möchte nicht von Almosen leben. Sie braucht nur ein wenig Hilfe ihr Geschäft wieder aufzubauen. Auf die Frage, was sie denn verkaufen möchte, antwortete sie “egal, ich kann alles verkaufen”. Ok, dann fragte ich sie, was sie denn am liebsten machen würde. Sie sagte Eis oder Popcorn verkaufen. Ich habe das so zur Kenntnis genommen und ihr gesagt, dass ich versuche werde, was ich kann. Später zu Hause schrieb ich dann meine fleißigen Schwestern an und siehe da, innerhalb von ganz kurzer Zeit war der Betrag für einen Popcornwagen zusammen, der jetzt im Container auf dem Weg nach Gambia ist.

Eine sehr starke Frau ist auch Binta. Sie ist groß und kräftig, was in ihrer Situation durchaus von Vorteil ist, aber sie ist auch mental sehr stark. Ihr Mann erlitt von vier Jahren einen Schlaganfall und ist seitdem einseitig gelähmt. Da sie nicht gleichzeitig ihren Mann pflegen, ihre 3 Kinder versorgen und arbeiten gehen kann, hat sie mittlerweile fast ihren ganzen Besitz verkauft. Sie haben jetzt nur noch ein Bett ein Sofa und ein Kühlschrank. Wenn ihr Mann ins Krankenhaus muss, nimmt sie ihn Huckepack die Treppen hinunter (29 Stufen), trägt ihn zum Taxi und dann geht es ins Krankenhaus. Da er noch zusätzlich Diabetes hat, musste ihm kürzlich ein kleiner Zeh amputiert werden. Jetzt fühlt sie sich schuldig, weil sie ihn vielleicht nicht richtig verbunden hat. Um diesem Leid ein wenig Abhilfe zu schaffen, konnten wir ihr ein Familienhilfe geben, einige Packungen Windeln und einen Rollstuhl. Sie war so glücklich, als sie es abgeholt hat.

Wenig später kam dann noch eine Frau, die ich persönlich nicht kannte. Sie kam an Krücken und konnte fast die eine Stufe, die zu unserem Büro führt nicht nehmen. Es stellte sich heraus, dass sie die Frau von einem unserer Schlaganfallpatienten ist. Dass sie selbst fast nicht mehr laufen kann, war uns nicht bekannt. Sie erzählte, dass ihr Mann wohl noch einen zweiten Schlaganfall hatte und nun gar nichts mehr kann. Auf die Frage, wie er denn jetzt versorgt wird, sagte sie, dass ihre Söhne, beide in der 9. Klasse, alles tun was außerhalb erledigt werden muss. Sie bringen ihn ins Krankenhaus, gehen einkaufen etc. Die Familie ist wirklich hart geprüft. Auch hier konnten wir mit etwas Geld und Windeln helfen. Ein Rollstuhl aus dem nächsten Container ist auch für ihn reserviert.

Unsere beiden aktuellen Projekte sind der Wiederaufbau einer Quranschule und die Kurban (Hammel) für das Opferfest.

DIE QURANSCHULE IN GUNJUR

Die Schule ist vor ca 30 Jahren gebaut worden und ist in einem sehr schlechten Zustand. Nun kurz vor der Regenzeit gab es einen heftigen Sturm und das Dach der Schule ist weggeflogen. Das Dach alleine kostet eine Menge Geld, aber die Wände neu zu zementieren und zu verputzen, die Fenster zu reparieren und eine neuer Anstrich sind auch nicht billig. Wir sammeln so viel wir können und kaufen dann die Materialien, um sie dem Schulleiter zu übergeben.

KURBAN 2020

Und natürlich sammeln wir wieder Kurban (Hammel) für das Opferfest. Die Armen freuen sich jedesmal wieder, wenn sie mit ihrer Familie einen Hammel schlachten können. Die religiöse Handlung, aber auch eine der sehr wenigen Möglichkeiten Fleisch zu essen, lässt sie für jeden Hammel unendlich dankbar sein.

Diesmal ist etwas schwieriger, da die Grenzen nach Senegal und damit auch nach Mali und Mauretanien zu sind. So sind wir mit unserer Einkaufsmöglichkeit auf Gambia begrenzt. Daher müssen wir nun schnell handeln und die Hammel in Gambia suchen. Bis 20.7. nehmen wir noch Kurbangeld entgegen. Ein Kurban kostet 150€. Hier eine Artikel vom letzen Jahr. https://empathymitgefuehl.com/2019/08/03/kurban-2019/



Diese und ähnliche Fälle begleiten uns Tag für Tag. Diesen Menschen wieder Hoffnung, Zuversicht und ein Stück weit ein schöneres Leben zu schenken, ist unsere Aufgabe.

Wer Fragen zu den einzelnen Projekten hat, bitte kurze Email an diese Adresse: mail(at)helpthepoor.de

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