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Unsere letzen Tage im Ramadan

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Es ist immer schön, wenn man fastet und etwas zu tun hat. Dann fühlt man den Hunger nicht so. Aber wenn es danach geht, dürfte ich gar keinen Hunger mehr gefühlt haben. Dem war leider nicht ganz so, besonders den Durst bei permanent über 30 Grad konnte ich nicht schönreden.

Aber immerhin, wir waren gut beschäftigt. Wir können all diese schönen Dinge natürlich nur tun, weil ihr, unsere lieben Sponsoren, diesen Ramadan besonders fleißig wart. Großer Dank dafür.

Doch nun schaut doch einfach mal, wie der Alltag eines NGOs im Ramadan so aussieht.

Zunächst einmal hat unser Auto, das wir für den NGO eingeführt haben, immer noch keine Nummernschilder. Da wir dafür keinen Zoll zahlen brauchen, dauert es seine Zeit, bis das Auto freigegeben wird. Das heißt immer wieder in die Hauptstadt fahren und Unterschriften leisten, Papiere von A nach B bringen etc. Nach dem ersten Start, spritzte das Benzin unter dem Auto hervor. Ein Mechaniker versuchte es zunächst zu reparieren, doch das misslang. So schleppten wir das Auto mit Hilfe von zwei Fahrern zu einer Werkstatt in unserer Nähe. Weil uns ein Auto geschnitten hatte, ist der Fahrer mit unserem Auto auf die Zugmaschine aufgefahren, und es gab eine große Beule an der Frontseite. Auch das erledigten wir dann in einer anderen Werkstatt. Damit das Auto überhaupt bei uns auf dem Grundstück parken kann, ließen wir auch noch ein Tor in die Mauer einbauen.

Nach dem Auto hatten wir dann endlich auch Zeit für die Nähwerkstatt. Wir führten Gespräche mit den künftigen Lehrinnen, der Klassenraum wurde gestrichen, mit PVC ausgelegt, und wir haben die Möbel gekauft. Jetzt sind wir mit der Teilnehmerliste beschäftigt. Viele Mädchen würden gerne mitmachen, aber da es ja ein Projekt ist, um Jungen eine Ausbildung und damit eine Zukunft zu geben, damit sie nicht „backway“ gehen, und Schneider hier ein ausgesprochener Männerberuf ist, versuchen wir es weiter. Vier Anmeldungen haben wir schon.

Maimuna erhielt ihren Computer für ihr IT-Seminar und Kalilu und auch Fanta (ihr erinnert euch, damals hattet ihr ihr den Schulabschluss ermöglicht) könnten wir für einen IT-Seminar anmelden. 

Dann erreichte uns der Wunsch, ein Opferschaf zu schlachten, auch diesen Wunsch erfüllten wir gerne, schließlich ging das Fleisch an die Armen im Ramadan. Eine ganz besonders schöne Hilfe für die Familien, die nie Fleisch essen können. Für das Schlachten der 3 Bullen zum Festtag gab es auch viel zu tun, wie z.B die Empfängerliste vorbereiten, die Empfänger anrufen, die Bullen kaufen, transportieren, schlachten und schließlich das Fleisch verteilen und und und.

Und immer wieder die Buchhaltung zwischendurch, damit alles im Überblick bleibt.

Ein anderer Wunsch, ein Charityessen für eine Moschee auszurichten, nahm auch unsere volle Zeit und Aufmerksamkeit in Anspruch. Die Zutaten kaufen und dann eine Art Risotto, in Gambia nennt man das „Benachin“, das auf Wollof „Eintopf“ heißt. Die Köchinnen kamen in den NGO-Office Garten und kochten in einem riesengroßen Topf erst das Gemüse und dann den Reis und später kamen noch die gebratenen Hühnerbeine dazu. Dann wurde alles in 70 Aluminiumschalen verpackt und an eine Moschee nach dem Asr-Gebet ausgegeben. Wie schon beim Ausgeben der Ramadan-Pakete, endete auch diese Aktion in einem gierigen Gegrapsche nach den Schalen und den Drinks. Was Armut so alles machen kann? Menschen benehmen sich dann plötzlich sehr unmenschlich. Die Fastenden, denen die Schalen nicht aus den Händen gerissen wurden, haben sie inkl. Softdrink dann nach Hause genommen und zum Fastenbrechen gegessen. Möge Allah die Spenderin reichlich belohnen.

Wie in jedem Jahr erreichten uns auch die Zakat-ul-Fitr-Spenden gegen Ende des Ramadans. Dieses Jahr war es so viel, dass wir 28 Säcke Reis kaufen  und an die Ärmsten verteilen konnten. Soviel wie nie zuvor. Wir waren sehr gerührt,  und die Empfänger sehr glücklich und bedankten sich mit vielen Bittgebeten. Ein Sack Reis wie in unserem Witwen-Reis-Projekt ist das schönste Geschenk, dass wir einer armen Familie machen können. 

Drei Bullen konnten wir dieses Jahr zum Fest schlachten und jeder unser mittlerweile 145 Mitgliedsfamilien 2 Kg Fleisch für das Fest geben. Ein großes Geschenk, wenn man bedenkt, dass Fleisch genauso teuer ist wie in Deutschland, die Gehälter aber nur zwischen 30 und 100 € liegen. Für eine arme Familie nicht bezahlbar. Daher umso schöner wenigstens zu den beiden Festen im Jahr eine Fleischmalzeit zu bekommen.  

Alles in allem eine sehr intensive Ramadanzeit. Natürlich haben wir unsere Ramadanverpflichtungen auch eingehalten. In Gambia ist es üblich, dass in den 10 letzten Nächten das Nachtgebet in der Moschee etwa um 21.15-22.00 gemacht wird, anschließend nach Hause gehen, etwas essen, und dann von 1-4 Uhr morgens in die Moschee und die Nacht durchbeten, dann wieder nach Hause frühstücken und um 5.30 wieder in die Moschee zum Morgengebet. Das habe ich nicht gemacht, die Kraft hatte ich nicht, aber mein Mann ist dort immer wieder hingegangen. Insgesamt sind wir mit sehr wenig Schlaf ausgekommen, aber es war schön, und wir können mal wieder sagen, es war ein sehr intensiver Ramadan.

Ich selbst bin jetzt in Deutschland und gerne bereit über unsere Aktionen zu berichten. Wer Informationen haben möchte, bitte eine kurze Mail an mail@helpthepoor.de

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