Danke, danke, danke ihr seid großartig! Warum das so ist, weiter unten, doch zunächst:
Help the poor and the needy e.V. wünscht allen Muslimen ein gesegnetes Opferfest.
Möge Allah uns noch viele weitere erleben lassen. Da ich die letzen sechs Jahre zum Opferfest immer in Gambia war, und ich ein wenig vergessen habe, wie das Opferfest in Deutschland gefeiert wird, möchte ich euch kurz schildern, was wir so erlebt haben, und mit uns der größte Teil der gambischen Bevölkerung.
In Gambia beginnt das Festgebet in den Moscheen etwa ab 9.30 Uhr. Immer wieder schön anzusehen wie Menschen in vielen bunten Farben gekleidet zur Moschee eilen. Dort auf dem Gebetsplatz von Palmen umringt, erheben sich dann ein paar Hundert Menschen zum Gebet und beten gemeinsam. Für mich jedes Mal sehr rührend. Nach einer Ansprache des Imams, die teils auf Wollof und teils auf Arabisch ist, gehen dann alle wieder nach Hause.
Dort wird dann der Hammel geschlachtet. Ein Teil des Fleisches wird zurückbehalten, aber der größere Teil an die Armen oder die Nachbarn verteilt. Das eigene Fleisch sollte innerhalb von 3 Tagen verzehrt sein, und nicht als Monatsvorrat für die nächste Zeit dienen. Eine schöne Geste, da damit das Teilen in der Gemeinschaft unterstützt wird. Denn für viele sind die zwei Feste die einzige Möglichkeit im Jahr Fleisch zu essen.
Hier unser eigenes Schaf, das beim Transport im Taxi die Hutablage durchbrach. Der Schrecken hatte es in sich.
Nach dem Schlachten dann das Barbecue. Das war sehr lecker und die Stimmung war ausgezeichnet. Die Kinder haben es sich dann nicht nehmen lassen noch ein paar Marchmallows zu grillen. Später besuchten wir dann unsere Nachbarn, und nach einer typisch gambischen Tradition bekamen meine Kinder Salibo. Früher waren es Süßigkeiten, die an dem Tag an die Kinder verteilt wurden, heute ist es Geld. Dieses Jahr war es erstaunlich ruhig, aber es gab hier schon Zeiten, da musstest du eine Menge Kleingeld parat haben, weil die Kinder sich in Gruppen organisieren und im Minutentakt vor deiner Tür stehen. Da dieses Jahr aber kein Kind kam, hatten wir die Tradition vergessen, und plötzlich gab der Vater unserer Nachbarn meinen Kindern Geld. Außerdem gab es noch Shakri. Eine Süßspeise mit Couscous und Jogurt, auch sehr lecker.
Wieder zu Hause fanden wir dann auch Familienbesuch vor, auch das wieder sehr nett. Morgen ist es dann an uns die Verwandten zu besuchen. Doch nun zu euch, unsere großartigen Unterstützer.
Dank vieler großzügiger Spenden, war es uns dieses Jahr wieder möglich, 28 Hammel an Bedürftige zu verteilen. So waren die letzten Tage vor dem Fest wieder voller Arbeit aber auch voller Segen, wenn man sieht, was am Ende dabei herausgekommen ist. Interessant aber auch, was durch den Regierungswechsel und die damit verbundene Öffnung zur freien Marktwirtschaft im Land für ein Preischaos ausgebrochen ist. Bereits letztes Jahr kostete ein Schaf schon ein vierfaches Monatsgehalt eines einfachen Arbeiters. Dennoch war es vielen Händlern gelungen, sich eine goldene Nase zu verdienen. Dieses Jahr nun, nachdem die Regierung auf alle Zölle für die Opfertiere verzichtet hat, um die Bevölkerung zu entlasten, nahmen es Viele als Gelegenheit in das Hammelgeschäft einzusteigen und verlangten horrende Preise (bis zu 230€ für ein kleines Schaf wurden verlangt – ein etwa 8-Faches Monatsgehalt), da einige von ihnen für diesen Zweck ihr Hab und Gut verkauft hatten, um mit den Schafen das große Geld zu machen. Plötzlich gab es jedoch so ein Überangebot an Hammeln im ganzen Land, dass die Preise wieder auf Normalniveau sinken mussten, um nicht auf den Tieren sitzen zu bleiben. Hier nur ein Ausschnitt eines kurzen Strassenabschnitts auf einer Straßenseite.
Nach einem ersten Schreck über die Preisentwicklung konnten wir aber dann doch mit Hilfe guter Verhandlungsführer die Tiere zu unserem gewünschten Preis bekommen. Es wurden dieses Jahr 28 Hammel gespendet und verteilt. Möge Allah die Spender reichlich belohnen.
Auf dem Video seht ihr die ersten 23 Schafe, nach weiteren Geldeingängen wurden dann noch 5 dazu gekauft. Die Empfänger sind durchweg Personen, die sich nie ein eigenes Schaf leisten könnten. Unter ihnen viele Rentner, die mit 20€ im Monat auskommen müssen, Kranke, Behinderte oder leider auch Staatsangestellte wie Lehrer, die mit ihren 60€ nur mit Extrastunden und Nachhilfe, gerade so über die Runden kommen, um das tägliche Brot und vielleicht noch die Miete zu bezahlen. An Sparen kann da nicht einmal im Traum gedacht werden.
Doch auch sie wollen ja ihrer „Pflicht“ als Familienvorstand nachkommen und ihren Lieben zum Fest ein Opfertier präsentieren. Eine religiöse Tradition, die auf die Geschichte von Abraham zurückgeht, der von Gott aufgefordert wurde, seinen Sohn zu opfern. Als Dank für die Bereitschaft, dieses zu tun, tauschte Gott dann den Sohn gegen einen Hammel aus. Diese bedeutungsvolle Geschichte, die schon in der Bibel steht, sollte uns allen Anlass sein, jedes Jahr wieder über unsere eigene Demut nachzudenken.
Oft werde ich gefragt, wie ich es aushalten kann, täglich mit so viel Armut konfrontiert zu werden. Ich halte es aus, weil ich so immer wieder mit voller Dankbarkeit an meine eigene Demut erinnert werde.
So Gott will hattet ihr auch ein schönes Fest, und wir werden noch viele weitere erleben dürfen. Eine Entschuldigung an alle Nicht-Muslime, falls euch dieser Artikel zu islamlastig erscheint. Gambias Bevölkerung besteht zu 95% aus Muslimen, und ich habe es mir zur Aufgabe gemacht nicht nur über unsere Arbeit im Verein, sondern auch über Hintergründe, Beweggründe, Chancen und auch verpasste Chance zu schreiben, und da gehört das größte Fest im Jahr einfach dazu.