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Tage, die es in sich hatten

Allen Muslimen wünschen wir ein gesegnetes Opferfest. Möge Allah unsere Gebete annehmen und uns noch viele weitere Opferfeste feiern lassen.

Rückblick

Seit dem letzten Blogeintrag vor genau einem Monat ist viel passiert. Damit ihr einen kleinen Eindruck bekommt, wie wir arbeiten, werde ich euch jetzt schildern, was ich seit dem letzten Blog so getrieben habe. Leider ist der Artikel schon wieder etwas lang geworden. Ich gelobe Besserung und schreibe lieber mehrere kleine.

Kleiderkammer

In Erwartung der vielen Abayas haben wir schnell noch die verbleibende Gebrauchtkleidung auf Bügel gehängt und in unserem Backoffice eine Kleiderkammer eingerichtet. In der Hoffnung, dass die ganze Kleidung ausgegeben ist, bis die Abayas kommen. Dann sind hoffentlich die Bügel wieder frei und wir können unsere Kleiderkammer mit den langen Kleidern präsentieren.

Reisausgabe

Ein paar Tage später war dann auch schon die Reisausgabe für die Witwen. 36 Witwen bekommen derzeit einen monatlichen Sack Reis zur Unterstützung. Aber durch diverse Todesfälle in den letzten Tagen bräuchten wir dringend noch mehr Sponsoren für weitere Witwen. Von den 178 Familien, die derzeit bei uns registriert sind, sind etwa die Hälfte Witwen. Witwen sind in Gambia die Ärmsten der Armen.

Kurz nach der Reisausgabe kam dann eine neue Witwe, Mama Sanneh, zu uns ins Büro. Sie hat vor Kurzem ihre über 100-Jährige Schwiegermutter verloren und kurz danach ihren Mann. Jetzt steht sie mit den drei kleinen Töchtern alleine da und versucht die kleine Familie als Wäscherin über Wasser zu halten. Sie bekam auch einen einmaligen extra Sack Reis. Ihre Lebensbedingungen sind so traurig, dass wir uns auch für sie einen neuen Sponsor wünschen. Ich komme nach Berlin mit einigen neuen Witwen im Gepäck (sinnbildlich) vielleicht möchte ja noch jemand eine übernehmen.

Starkregen hat Dächer demoliert

Komischerweise regnet es freitags hier immer am heftigsten. So auch an einem Freitag Anfang Juli. Die Nähschule, unser Privathaus und viele andere Gebäude hatten Wasserschäden. Glücklicherweise haben wir jemanden, der sich um das alles kümmert. Ich alleine wäre damit wohl etwas überfordert gewesen.

Geld für Kawsu und Modou Lamin

In einer rührenden Charity-Auktion haben viele Schwestern ihre Bücher, Kopftücher, Kinderkleidungen und Abayas versteigert, um das Geld für Kawsu und Modou Lamin zu sammeln. Mit ein paar zusätzlichen Einzelspenden haben wir es doch tatsächlich geschafft. Die Beiden können jetzt beruhigt zur Schule gehen ohne Stress, ob das nächste Semester bezahlt werden kann.

Ma Hydara

Wir ihr ja vielleicht noch wisst, kümmern wir uns auch um 2 Elefantiasis-Patientinnen, die dritte ist leider letztes Jahr verstorben. Doch was wir dieses Mal erlebt haben, macht uns doch etwas fassungslos. Zum Ramadanfest hatten wir Ma Hydara durch ihre Tochter Zakat gegeben. Die Tochter war glücklich und sagte, sie wolle davon Medikamente für ihre Mutter kaufen. Wir dachten noch, oh welch edle Absicht. Etwa einen Monat später kam sie dann wieder ins Büro und wollte die nächste Ration abholen. Ich sagte ihr dann, Moment mal, bring uns doch einmal die Arztberichte deiner Mutter. Sie brachte einen Bericht von 2012 und auf dem nur stand, dass die Mutter übergewichtig ist, kein Wort von Elefantiasis. Wir lassen jetzt einen neuen Bericht erstellen, doch der einzige Arzt, der dazu im Stande ist, hat gerade seine Frau verloren und hat sie in seinem Heimatland beerdigt. Aber wir bleiben dran. Er kommt wohl Ende des Monats wieder zurück. Dann bat ich um eine Liste der Medikamente, die sie zur Zeit nimmt, ich hatte schon so eine Ahnung. Die Liste gab es nicht, da sie nicht schreiben kann, aber eine Kiste mit den ganzen leeren Tablettenstreifen. So saß ich also an meinem Schreibtisch und habe sie alle sortiert und selbst die Liste gemacht. Und tatsächlich: die Tochter hat ihr 4 verschiedene Antibiotika und 5 verschiedene Schmerzmittel gekauft, die sie jetzt alle fröhlich durcheinander einnimmt. Ich habe dann versucht, ihr zu erklären, dass es so nicht geht. Sie braucht einen vernünftigen Befund und eine Anweisung vom Arzt. Reichlich enttäuscht zog sie dann wieder ab. Wir bleiben dran, und ich hoffe, noch Anfang September den Befund per mail zu erhalten.

Koran lesen für Kranke

Doch auch in Deutschland gibt es immer wieder Frauen und Männer, die ganz schreckliche Krankheiten haben. Ein praktizierender Muslim glaubt fest daran, dass Koran lesen hilft. In Gambia ist es sehr üblich für Kranke zu beten und 40 Mal die Sure Yassin zu lesen. Auch das haben wir in den vergangenen Wochen 2x gemacht und machen es gerne auch immer wieder.

Steuerberater

Der Jahresbericht von 2017 und die Buchhaltung mussten zum Steuerberater. Nach dessen Bearbeitung muss beides jetzt zum NGO-Office der Regierung und zum Department of Community Development. Bei der Gelegenheit habe ich natürlich auch den deutschen Jahresbericht geschrieben, den wir demnächst auch für das deutsche Finanzamt brauchen.

Eine OP für Edward

Auch Edward Mendy erforderte immer noch unsere Aufmerksamkeit. Sein verwachsenes Ohr kann in Gambia und Senegal nicht behandelt werden. Ein CT sollte Aufschluss auf die inneren Schäden geben. Doch an dem Tag, als das CT gemacht wurde, war der CD-Brenner kaputt. Die Fotos wurden dann auf das Handy des Vaters überspielt. 5 Fotos hat er mir dann geschickt, und ich hatte sie mit nach Deutschland genommen. Doch der Arzt dort sagte, er braucht die CD. Nun haben wir die Fotos vom Handy des Vaters auf eine CD kopiert. Mal sehen wie es jetzt weitergeht.

4 Todesfälle

In der zweiten Woche dann vier Todesfälle, bei denen auch wieder 3 Witwen zurückblieben. Alle drei Witwen zwischen 40 und 50. Die jüngste bleibt jetzt mit 7 Kindern zwischen 3 und 18 Jahren zurück. Eine unserer Reis-Witwen ist leider auch gestorben. Sie war eine ganz liebe Frau und die Männer haben erzählt, dass der Friedhof voller Menschen war, als sie beigesetzt wurde.

Schulgelder bezahlt

Ende September geht ja die Schule wieder los. So haben wir auch wieder einige Schulgelder bezahlt. Auch für Mama Sannehs zwei jüngste Töchter haben wir die Gebühren für ein Jahr übernommen. Als sie mit den 3 Kindern in unser Büro kamen, waren wir zutiefst gerührt, so süß sind die drei. Doch auch für Mariama (Kl.7) und Nyima (Kl.8). Für Saidou (Vollwaise) und Dawda (Trennungskind) wollen wir sie noch bezahlen.

Maimuna

Maimuna kennt ihr ja schon. Sie ist eine Halbwaise und ihre Mutter ist geisteskrank, und der wir erst durch die Schulzeit geholfen haben und nun, nach einem brillanten Abitur auch gerne das Medizinstudium finanzieren wollen. Das Geld für das erste Semester haben wir schon zusammen. Doch nun hat ihre Schwester, bei der sie wohnt eine Kündigung bekommen. Zum Monatsende müssen sie das Haus verlassen. Wir versuchen jetzt eine Bleibe für sie zu finden. Doch durch diesen Rückschlag ist ihr Studium ernsthaft in Gefahr. Sie möchte gerne selbst etwas verdienen, so kam sie auf die Idee, Moringaöl zu machen. Eine Handölmühle gibt es schon ab 120€. Um diese zu finanzieren, macht sie jetzt fleißig Moringatee, diesen möchte ich mit den Moringasamen gerne in Deutschland verkaufen, um ihr diese Mühle zu finanzieren. Mit der Produktion kann sie sich dann etwas Essensgeld verdienen. Wer also Morigasamen oder Tee haben möchte, bitte melden.

Baumprojekt

Ein sehr schönes Projekt gibt es auch von einer Schwester. Sie möchte etwas Bleibendes hinterlassen und kam auf die Idee, Bäume zu pflanzen. Nach der Aufzucht der Babybäume, waren sie jetzt zu Beginn der Regenzeit soweit eingepflanzt zu werden. Als Ort hatten wir uns eine Schule ausgesucht. Der Direktor wollte gerne 6 Stachelannonen- und 6 Avokado-Bäume haben. Beim Einpflanzen bin ich mit einer Lehrerin ins Gespräch gekommen. Es gibt gerade ein landesweites Baumprojekt bei dem die Regierung 1 Mio Bäume pflanzen will und eine Samenbank für Nutzpflanzen anlegen möchte. Eine gute Idee finde ich. Ich warte noch auf weiteres Infomaterial und berichte euch dann. Doch wer auch immer Lust hat Bäume zu pflanzen, einfach Bescheid geben. Unser Wachmann kümmert sich dann gegen ein kleines Taschengeld um die Aufzucht der Bäumchen und fragen dann bei der Schule nach. Aber ich bin sicher sie wollen noch mehr Bäume haben.

Kurban

Dann endlich in Erwartung auf das Fest konnten wir die Kurban bestellen. Erinnert ihr euch. Im letzten Newsletter war der Spendenstand 2 Kurban. Am Ende konnten wir dann 48 verteilen. Alhamdulillah. Auch wenn uns der Verkäufer um einen Tag versetzt hatte, das uns ganz viel Sabr (Geduld) abverlangt hat. Aber am Ende hat es dann doch gut geklappt. Die Empfänger waren so glücklich und haben ohne Ende Bittgebete für die Sponsoren gesprochen. Auch gestern und heute haben wir noch viele Anrufe mit Dankesbekundungen bekommen.

Das Fest

Das Fest war dann aber sehr ruhig und beschaulich. Wie immer um 9 Uhr das Festgebet, danach schlachten und Barbecue. Der Platz vor der Moschee in strahlendem Sonnenschein unter Palmen mit den schönen bunten Kleidern der Afrikanerinnen. Ein Augenschmaus. Wenn dann noch ein paar hundert Menschen gleichzeitig beten, kommen mir auch schon einmal ein paar Tränen, so schön ist die Energie der Situation in diesem Moment.

Was noch ansteht ……

Ein wenig Hilfe brauchen wir noch bei den Unigebühren für Ousman Bayo. Ich erwähnte ihn schon früher einmal. Seine Eltern sind geschieden, und er als ältester Sohn muss Vater und Mutter je einen Sack Reis pro Monat kaufen. Damit ist sein Gehalt, er arbeitet neben dem Studium bei den städtischen Wasserwerken, quasi aufgebraucht. Er ist ein guter Student und ein sehr respektvoller junger Mann. Wir würden ihm so gerne helfen. Die Uni kostet hier 600€ pro Semester. Das sind 100€ im Monat. Ein unlösbares Problem für ihn selbst, aber vielleicht mit eurer Hilfe machbar.

Wir sind für jede Hilfe dankbar.

Ein Gedanke zu „Tage, die es in sich hatten“

  1. Pingback: Ein Jahr später …. | empathy-mitgefuehl

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