Eine lieb gewonnene Tradition
2015 begannen wir Ramadanpakete auszugeben. Damals war es noch recht überschaubar. Die Preise waren zivil, die Menge der gespendeten Pakete 230 machbar, und mit einigen Helfern konnte das Packen und die Verteilung ruhig vonstatten gehen.
Letztes Jahr waren es dann schon 665. Trotz zweier Polizisten war der Ansturm auf die Pakete groß, und es wurde mitunter auch geschimpft, geweint und gebettelt.
So ist unser Wunsch in diesem Jahr 750 Pakete ausgeben zu können, da wir zur Zeit 500 Familien betreuen und noch weitere Pakete für andere Bedürftige brauchen.
Wer bekommt’s?
Die Bedürftigen, die sich bei uns registrieren lassen, waren bis vor etwa einem Jahr zu 90% Witwen, teils mit kleinen Kindern, ohne Kinder oder mit erwachsenen Kindern, die keine Arbeit haben. Doch im letzen Jahr hat sich vieles verändert, auch unsere Empfängergruppe.
In den Familien, in denen es noch einen Familienvater gibt, wurde es den Frauen häufig aus einem gewissen Schamgefühl heraus untersagt, unser Büro aufzusuchen.
Dieses Schamgefühl bröckelt nun. Seit einiger Zeit kommen vermehrt auch geschiedene Frauen, Frauen mit einem kranken oder arbeitslosen Ehemann und neuerdings sogar die Männer selbst, weil sie ihre Familien nicht mehr ernähren können. Die Not lässt sie ihre Scham überwinden und doch bei uns um Hilfe bitten. Unsere größte Gruppe sind aber nach wie vor die Witwen mit ihren Halbwaisen.
Wenn unsere registrierten Mitglieder ihre Pakete bekommen haben, vergeben wir alle weiteren an andere Bedürftige. Wie ihr euch sicher vorstellen könnt, sind es nie genug Pakete. Die große Bedürftigkeit lassen die Frauen dann auch leider oft um die Pakete kämpfen oder unser Büro stürmen.
Nach dem Ausgabetag(en), die oft sehr anstrengend sind, geben wir unseren Mitarbeitern eine Woche frei. 2019 kamen dann doch tatsächlich Bedürftige ohne Paket noch mehrere Tage vor unser geschlossenes Büro und blieben dann für Stunden dort sitzen, um vielleicht doch noch etwas zu bekommen. Andere sind zu den Privatadressen unserer Mitarbeiter gegangen und haben dort nach Paketen gefragt.
Was bedeutet Corona für unsere Aktion
2020 kurz nach dem Ausbruch der Pandemie wollten wir keine Menschenmengen in unserem Büro und Garten haben, und so brachten wir spät abends, nach Einbruch der Dunkelheit die Pakete zu unseren Mitgliedern. Da die damals über 500 Pakete aber nicht alle ins Auto passten, und wir die Aktion auf zwei Stunden pro Nacht begrenzen wollten, hatte es mehrere Tage gedauert bis alle Pakete verteilt waren.
2021 stürmten sie dann wieder unser Büro, aber dieses Jahr werden wir uns wieder Maßnahmen einfallen lassen müssen, um keine Menschenmengen aufkommen zu lassen.
Die Armut wächst täglich in Gambia, die Inflation steigt, es gibt immer wieder Auflagen, dass kleine Händler:innen ihre Stände nicht mehr am Strassenrand frühen dürfen, und so essen die meisten ihr Kapital, dass sie zum Kauf neuer Ware brauchen auf, und stehen dann vor dem Aus. Dann brauchen sie entweder ein neues StartUp oder Hilfe zum Leben.
Der Inhalt
Im Laufe der Jahre versuchen wir immer wieder, unser Paket zu optimieren. Dabei achten wir auf Beliebtheit, Haltbarkeit, Verfügbarkeit und Machbarkeit.
Ein Beispiel: Das Frühstück
In der Regel kümmern wir uns nicht nur um das Fastenbrechen, sondern auch um das Frühstück, das bei armen Familien nämlich oft einfach ausfällt. Bisher haben wir auch Butter oder die sehr beliebte Mayonnaise mit eingepackt. Doch durch die weltweite Inflation möchte die Regierung den Brotpreis jetzt um 84% von 7 Dalasi auf 12 Dalasi erhöhen. Noch streiken die Bäckereien, doch wie lange noch. Dann ist Brot ein Luxusgut und nicht für eine ganze Familie bezahlbar.
Der Brotpreis soll um 84% erhöht werden
Vor der Kolonialisierung aßen die Familien Hirsebrei zum Frühstück. Meinen Beobachtungen zufolge, schwenken wieder mehr Gambier zu dieser Tradition über, da es erstens nahhafter und zweitens billiger ist. Wäre es da nicht von größerem Nutzen mehr Hirse oder Gries und Milchpulver (frische Milch hält sich leider bei Temperaturen über 30 Grad ohne Kühlschrank nicht) als Butter und Mayonnaise zu schenken?Kaffee und Tee, kommen dagegen sehr gut an, da sie sowohl zum Frühstück als auch zum Fastenbrechen getrunken werden.
Das Fastenbrechen
Viele unserer Bedürftigen bekommen von uns einen monatlichen Sack Reis. Zur Zeit sind es 153. Viele andere warten noch darauf. Eine erste Aufstellung der Wartenden gibt es unter mail(at)helpthepoor.de Die Liste wird ständig ergänzt. (Ca. 70 Frauen müssen noch eingetragen werden)
Für das Fastenbrechen versuchen wir auch immer Artikel zu finden, die beliebt sind, aber auch leicht zu packen.
2017 hatten wir einmal Zwiebeln mit im Paket. Meine Töchter und ihre Freundinnen, versuchten je zwei Kilo Zwiebeln abzupacken. Da wir die Zwiebeln zentnerweise gekauft hatten, konnten wir nicht jeden Sack kontrollieren. So griffen sie dann meist am Boden der Säcke sehr häufig in verfaulte Zwiebeln. Abgesehen von der Verschwendung war diese Erfahrung nicht so schön. Wir wollten sie dann nicht noch einmal machen und auch niemandem zumuten.
Auch die Qualität der Datteln war leider in den 10 Kilo-Boxen eine andere als in den 1 Kilo-Paketen. Wenn es möglich ist, wollen wir nur noch die 1 Kilo-Packungen an die Bedürftigen abgeben.
Bei unserer ersten Ramadanaktion wollten wir gerne Hühnerbeine verteilen. Abgesehen davon, dass 40 Kartons gefrorene Hühnerbeine nicht so einfach in kleine Portionen zu packen sind, als wir es dann geschafft haben, konnten sie bei den Bedürftigen ja nicht gelagert werden, und so wurden sie gleich am ersten Tag komplett gegessen.
Daher sind wir jetzt dazu übergegangen lieber Datteln, Nudeln, eine große Dose Tomatenmark, 5 Liter Öl, Gewürze und ähnliches zu packen als Frischware.
Das Paket ist somit eine willkommene Ergänzung mit Lebensmitteln, die sie sich so oft nicht leisten könnten, kann aber nicht eine 10 köpfige Familie durch die 30 Tage Ramadan bringen.
Das Thema Zucker
In dem Paket sind auch immer etwa 7,5 Kilogramm Zucker. Bevor jetzt wieder wie 2018 ein Shitstorm über mich hineinbricht, hier noch einmal eine kurze Erklärung ausführlicher nachzulesen in diesem Artikel.
Wenn wir wie in den vergangenen Jahren an eine 10köpfige Familie 7,5 Kg Zucker für 30 Tage ausgegeben haben, klingt es viel, doch gibt es in Gambia, da sie ja alles aus Kostengründen frisch auf dem Markt kaufen, keinen versteckten Zucker. Wenn wir bei diesem Rechenbeispiel bleiben, würde ein Gambier in den 30 Tagen 750 Gramm Zucker essen.
Laut Statistisches Landesamt, nimmt ein Deutscher im gleichen Zeitraum die vierfache Menge zu sich, nämlich 3 Kg.
Ich hoffe, damit ist auch geklärt, dass wir niemandem schaden wollen, sondern den Gambierinnen einfach auch mal etwas Luxus gönnen wollen.

Preisentwicklung
Wie gesagt, den Brotpreis versuchen sie grade um 84% zu erhöhen. Wie sich die Preise bei den anderen Lebensmitteln entwickeln werden, wissen wir noch nicht. Doch da ja leider nicht im gleichen Maß die Gehälter steigen, wird sich die Armut in Gambia noch verschärfen.
Unsere Bitte
Wir bitten euch daher von Herzen um ein Paket für 30€ für die Ärmsten in Gambia zu spenden. Aus vielen Erzählungen weiß ich, wie hart es ist mit einer Handvoll Erdnüssen (und nur damit) das Fasten zu brechen. Lasst uns den Armen den Ramadan versüßen und ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern.
Wer dabei sein möchte, kann gerne für unsere Ramadanpakete spenden. Ein Paket kostet 30€, Teilbeträge sind auch möglich.
Unsere Kontonummer ist:
Help the poor and the needy e.V.
IBAN: DE63 1002 0500 0003 2912 03
VZ IF0008
Wie gesagt, den Brotpreis versuchen sie grade um 84% zu erhöhen. Wie sich die Preise bei den anderen Lebensmitteln entwickeln werden, wissen wir noch nicht. Doch da ja leider nicht im gleichen Maß die Gehälter steigen, wird sich die Armut in Gambia noch verschärfen.
Ich danke dir von Herzen, dass du diesen Artikel zu Ende gelesen hast.