Zum Inhalt springen

Zwischen Intention und Umsetzung: Warum Mülltrennung in Gambia nicht funktioniert

  • von

Wie in den meisten afrikanischen Ländern ist die Müllbeseitigung ein echtes Problem. 2015 schrieb ich in einem Artikel, dass der damalige Präsident innerhalb einer Woche beschlossen hatte, alle Plastiktüten aus dem Land zu verbannen. Ich war angenehm überrascht, wie problemlos und nachhaltig das funktioniert hat. Seitdem gibt es nur Stofftüten. Das ist auch gut so. Denn einige Gambier verbrennen alles, ob Plastik, Autoreifen (manchmal auch ganze Stapel) oder anderes Verpackungsmaterial vor ihrer Haustür und verursachen Höllenqualen für Asthma-Patienten, von denen es hier überdurchschnittlich viele gibt. 

Die Luftverschmutzung durch nicht vorhandene Katalysatoren und eine Mehrheit von Fahrzeugen, die weit über 20 Jahre alt sind, ist enorm. Hier wäre ein Training in Sachen Umweltbewusstsein von Nöten.

Ganz besonders hat es die Kinder des SOS-Kinderdorfes betroffen. Der größte Müllplatz des Landes ist genau gegenüber des Kinderdorfes. Der Müll auf dem Platz, der gut mehrere Fußballfelder groß ist, wird regelmäßig angezündet. Der Qualm von verbranntem Plastik  von Flaschen und anderem Verpackungsmaterial verätzt langsam die Atemorgane der Kinder und Anwohner.

Dann wurde der Platz plötzlich alternativlos geschlossen. Wir merkten es daran, dass von einer Woche auf die andere keine Müllabfuhr mehr kam. Dort angerufen wurde uns erklärt, dass sie nicht mehr kommen können, weil sie nicht wissen wohin mit dem Müll. Interessanterweise holen die Esel-Männer immer noch Müll ab. Wer weiß, wo sie ihn hinbringen?

Jetzt war unsere Kreativität gefragt. Not macht erfinderisch und so sind wir Profis in Sachen Mülltrennung geworden. Organischer Müll kommt in den Kompost und alles Brennbare wird einmal in der Woche im Garten verbrannt. Die Asche ist dann wieder ein hervorragender Dünger. Nur der Restmüll wird zunächst gelagert bis ein Eselmann vorbei kommt.

Traurig genug, aber für viele besonders Kinder war die Müllhalde ihr Einkommen. Leere Plastikflaschen wurden ausgewaschen und an die Marktfrauen verkauft. Auch noch brauchbare Schuhe und andere Sachen wurden gesammelt und verkauft. Das ist nun vorbei, auf dem Platz sind jetzt große Bagger, die den Platz umgraben.

Die ganze Situation ist nicht schön, aber mal wieder sehr lehrreich. In Deutschland ist für mich die Mülltrennung immer irgendwie abstrakt, da kein Mensch weiß, was eigentlich damit gemacht wird. Böse Zungen behaupten sogar, dass am Ende wieder alles zusammengeworfen wird. Wir erleben jetzt echte Mülltrennung in Aktion. Bei unserem 7-Personen-Haushalt haben wir in 4 Wochen jetzt eine Mülltüte mit Restmüll. Ich finde das geht. In Berlin bekomme ich eine große Tüte alleine in 2 Wochen voll.

Mittlerweile ist der Müllplatz wieder geöffnet mangels einer akzeptablen Alternative für die Müllentsorger. Dennoch, den Gedanken des Umwelttrainings sollten wir nicht vergessen. Aus einer vertrauenswürdigen Quelle weiß ich, dass sich ein Ingenieur einer deutschen Firma vor einigen Jahren des Problems der Müllverbrennung annehmen wollte. Doch bei genauerer Betrachtung stellte sich heraus, dass Gambia zu wenig Müll produziert, dass sich der Bau einer Müllverbrennungsanlage lohnen würde. Schade! So müssen die Kinder des SOS Kinderdorfes weiter leiden. 

Einige NGOs haben sich des Problems nun angenommen, und verschiedene Container aufgestellt. Doch viel bewirkt haben sie noch nicht. Auch die Regierung hat nun auf den Strassen Müllcontainer aufgestellt.

So stellen wir fest, dass die Müllentsorgung in Gambia nicht klimaneutral durchgeführt wird. Von Mülltrennung ist das Land weit entfernt.

Doch es gibt einen Lichtblick! Am Strand haben sie einen Abfallbehälter mit Mülltrennung aufgestellt. Vielleicht funktioniert es ja am Strand.  

Und wieder über den Tellerrand geschaut und etwas dazu gelernt. Einen anderen Umgang mit bekannten Begebenheiten gesehen, und schon geht das Reflektieren los. Das macht das Leben so spannend für mich.

P.S. Neben dem Müllbehälter steht noch eine Box mit einer Werbung für einen Beauty-Salon. Die wollte ich euch auch nicht vorenthalten.

%d Bloggern gefällt das: