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Studieren in Gambia

Für alle Eltern ist es immer etwas Besonderes, wenn das eigene Kind an einer Universität aufgenommen wird. Bisher habe ich das immer nur bei anderen beobachten können, nun dürfen wir es selbst erleben. Einige administrative Notwendigkeiten habe ich durch unsere gesponserten Studenten ja auch schon kennenlernen dürfen, doch nun heißt es für meine Töchter „Rein in den Papierkram und Hacken ablaufen“.

Wie einfach ist es im Vergleich Sponsorengelder zu erbitten, dann mit dem betreffenden Studenten gemeinsam zur Bank zu gehen, sie auf das Universitätskonto einzuzahlen und gut ist. Nun sind wir gefragt. Vielleicht noch zur Erklärung, die Universtät ist etwa 90 Minuten von uns entfernt, es sind 34 Grad Celsius und 80% Luftfeuchtigkeit. Der Weg dorthin mit den öffentlichen Verkehrsmitteln heißt, sich in ein Sammeltaxi quetschen, das eigentlich für acht Personen ausgerichtet ist, in das aber 16 Sitze eingebaut wurden.

Zunächst müssen die Schüler mit ihrem Zeugnis bei der Universität vorstellig werden. Dort wird entschieden, ob das Zeugnis gut genug ist. Wenn du in allen neun Schulfächern ein A,B oder C (die Bewertung geht bis F) hast, wirst du auf jeden Fall angenommen. Wenn es in Englisch oder Mathe ein „nicht bestanden“ gibt, sieht es schlecht aus. Dann müssen die Examen dieser beiden Fächer noch einmal wiederholt werden. Das war bei uns nicht der Fall, und so sind sie angenommen worden. Mit dem „Letter of Admission“, in dem auch die Studiengebühr steht, geht es dann weiter „Scholarships“ (Stipendien) suchen. Die meisten Studienfächer kosten 700€ pro Jahr. Einige wenige Studienfächer, und dazu gehört z.B. „Public Administration“ (bei uns würde man wohl dazu sagen „gehobene Beamtenlaufbahn“), kostet 600€ pro Semester.

Durch den Studenten, dem wir jetzt immerhin ein Semester finanzieren konnten, haben wir auch erfahren, dass es eine Regel im Land gibt, dass jede Person, die mindestens 7 Jahre bei einem Staatsunternehmen gearbeitet hat, das Recht auf die Bezahlung eines Studiums hat. Leider sind die Staatskassen leer, und diese Zusage seitens der Regierung kann nicht mehr eingehalten werden. Auch hier mehren sich die Anfragen von Interessierten. Selbst ein Polizist, der Public Administraion studieren möchte, war schon dabei.

Wer diese 700€ jetzt nicht sofort auf den Tisch legen kann, muss sich um Stipendien kümmern. Um diese Stipendien zu bekommen, gibt es in Gambia verschiedene Anlaufpunkte. Genauer gesagt drei. Von dem ersten haben wir heute schon eine Absage bekommen, da die Staatskassen mal wieder leer sind. Bei der zweiten Institution, dort waren wir jetzt drei Mal, war entweder der zuständige Bearbeiter nicht da, oder die Formulare waren alle vergeben … Doch diese Variante ist auch nicht sicher, denn es kann dir passieren, dass sie dir nur ein Stipendium geben, wenn du dich verpflichtest, nach dem Studium 8 Jahre für die Regierung zu arbeiten. Der dritte ist die Universtät selbst, doch dort wird dir von Anfang an gesagt, wenn du die Universität nur als Sprungbrett benutzen möchtest, um nach einiger Zeit zu einer anderen Ausbildung zu wechseln, oder ins Ausland zu gehen, musst du den gesamten Betrag zurückzahlen.

Sobald du den „Letter of Admission“ hast, dass du angenommen bist, kannst du zwar schon anfangen zu studieren, doch es kann ein schnelles Ende haben, wenn du das Geld nicht zusammen bekommst. Demnächst wird eine Deadline bekannt gegeben, bis wann das Geld eingezahlt werden muss, sonst „Ade Studium“.

Meine Kinder haben ja immer noch die Möglichkeit später in Deutschland zu studieren, das allerdings auch Hürden mit sich bringt, doch was mit den vielen intelligenten jungen Gambianern, die einfach an der Hürde „Studiengebühren“ nicht vorbei kommen? Kein Wunder, dass es sie aus dem Land treibt. Für die, die bleiben wollen, scheint es hier eine wahre Jagd auf Diploma zu geben. Jeder ist gierig auf so viel wie möglich Diploma, in der Hoffnung, dadurch einen besonders guten Job zu bekommen. Vielleicht mag es in Gambia noch funktionieren. Aus Deutschland jedoch weiß ich, dass Überqualifikation oft ins Nichts führt, da der Bewerber schlicht zu teuer für den Arbeitgeber wird.

Doch im Vergleich dazu mal die deutsche Seite, einen Studienplatz zu erhalten, die wir nun auch schon kennengelernt haben. Wenn du als Deutsche mit einem ausländischen Abitur nach Deutschland zurück kommst, bist du ein „Bildungsausländer“. Das heißt, du muss noch einmal für ein ein Jahr zum Studienkolleg gehen, die Abifächer wiederholen und beweisen, dass du deutsch sprechen kannst. In unserem Fall etwas anstrengend, da sie deutsch ja nun wirklich können (Aisha schreibt sogar Bücher in deutscher Sprache) und fachlich haben sie ein Abitur in allen naturwissenschaftlichen Fächern gemacht, d.h. die Hauptfächer waren Biologie, Chemie, Physik und höhere Mathematik und Khadija möchte Bio-Chemie studieren. Nun, was sein muss, muss sein. Schade nur, dass sie dann bei den Quoten, die jede Universität für Bildungsausländer hat, mit denen man leichter einen Studienplatz bekommt, plötzlich nicht mehr dazugehören, weil sie einen deutschen Pass haben. So wurde ihnen von der Studienberatung in Deutschland empfohlen, erst zwei Semester in Gambia zu studieren und dann als Studenten die Universität zu wechseln.

Noch schwieriger wird es aber für Gambier, wenn sie in Deutschland studieren wollen. Das läuft dann etwa so ab: Der Student schreibt eine Bewerbung an die Universität, diese prüft das Zeugnis und die erforderlichen Dokumente. Wenn der Student angenommen wird, erhält er einen Brief, in dem bestenfalls steht, dass die Universität den Studenten willkommen heißt, sich um die Einreisepapiere und eine Unterkunft kümmert, wenn der Student bis zu einem bestimmten Datum 7200€ auf ein angegebenes Konto zahlt. Bei einem durchschnittlichen Einkommen von 60€ der Eltern ein ziemlich aussichtsloses Unterfangen. Zweimal haben wir jetzt schon in unserem Verein solche Briefe vorgelegt bekommen mit der Bitte um Hilfe, doch das ist auch für uns eine Nummer zu groß.

Wie man es dreht und wendet. Für einen Gambianer ist es sehr schwer Bildung zu erlangen. In allen Schulen gibt es Schulgebühren. Nur in fünf Schulen hat die Regierung bis jetzt die Mädchen von den Schulgebühren befreit. In einer Klasse von 40 Schülern können durchschnittlich nur von 6 Schülern die Eltern die Schulgebühren bezahlen. Die anderen brauchen Sponsoren von Übersee. Um nach der Schule überhaupt an einer Universität angenommen zu werden, musst du ein gutes Zeugnis haben. Doch auch das ist schwierig ohne die nötige Unterstützung der Eltern mit vielleicht Nachhilfe oder Büchern, Computer oder Internet. Die Mädchen dürfen in der Regel auch nicht zu den Nachhilfekursen in der Schule, weil sie zum Putzen oder Kochen zu Hause eingeteilt sind.

Wie soll sich ein Land entwickeln, wenn Bildung so teuer ist? Gambia bräuchte Ingenieure, die eine Industrie aufbauen, Investoren, die Arbeitsplätze schaffen, und junge Männer, die in Gambia bleiben und das Land mit aufbauen,

Bitte helft uns und zahlt in unseren Ausbildungsfonds ein, so gibt es eine kleine Chance, dass mehr junge Menschen ihr Glück in Gambia suchen als außerhalb.

Verwendungszweck: Ausbildungsfonds

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