Physiotherapie in Gambia
Das Spannende an meinem Job ist, dass ich durch die Nöte unserer Bedürftigen immer wieder neue Dinge entdecke, was es in Gambia alles gibt.
So führte uns Musa, der 2013 einen schweren Unfall hatte, einige Zeit im Rollstuhl saß und jetzt wieder, dank vieler Sitzungen Physiotherapie an einer Krücke gehen kann, zu seinem Phyisotherapie-Studio. Der Weg ging durch die verkehrsreichste Strasse Gambias, mit vielen Staus und noch mehr dreckiger Luft, aber als wir ankamen, war es wie eine kleine Oase mit Blumen vor der Tür und absoluter Stille im Inneren.
Der junge Phyisotherapeut Pa Modou, den wir dort antrafen, fragte uns nach der üblichen Begrüßung, wie viele Sitzungen Musa denn bekommen soll. Ich stellte dann eine Gegenfrage (was man ja eigentlich nicht tun soll) wie viel denn eine Sitzung kostet. Er antwortete 500 Dalasi. Das freute mich sehr, denn durch den derzeit guten Wechselkurs blieb noch etwas Geld übrig für das Fahrgeld von Musa. Dann stellte ich ihn etwas auf die Probe und sagte, wir hätten 8000 Dalasi. Da sagte er doch tatsächlich. „Moment, ich gehe das mal berechnen.“ Mmh. 8000:500 so schwer ist das eigentlich nicht. Nun, nach 3-4 Minuten kam er dann freudestrahlend wieder und verkündete, dass es 16 Sitzungen sind.
Dann bat ich ihn, ob ich mir die Räume mal ansehen könne. Erfreut darüber rannte er sogleich nach draußen, um die Solaranlage für die Beleuchtung anzuschalten. Gesagt getan, und als der Strom nun schon einmal an war, konnte man ja nun auch in traditioneller Gastfreundschaft, den Fernsehen anmachen. Ich wusste ja schon, dass es ein Zeichen größter Gastfreundschaft ist, für die Besucher den Fernseher laufen zu lassen. Immer wieder befremdet darüber, da wir ja für einen bestimmten Zweck gekommen waren, wusste ich nicht so recht, was wir jetzt anfangen sollten, also tat ich, was alle anderen auch taten, wir schauten einen Moment in den Fernseher und sahen uns den Bericht über das Erdbeben in Taiwan an. Nach ein paar Minuten wurde es mir zu bunt, und ich begann meine Fotos zu machen. Während ich fotografierte, machte unser Angestellter mit dem Physiotherapeut die Quittung fertig, noch ein letztes Foto, und dann ging es wieder durch den höllischen Verkehr nach Hause.
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