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Empathie in Berlin

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Entschuldigt, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe. Ich war ganze 7 Wochen in Berlin. Die Zeit war so intensiv, dass ich nicht zum Schreiben gekommen bin. Dafür habe ich aber viele andere schöne Sachen gemacht und auch viel für den Verein und unsere Arbeit in Gambia erreicht.

Wie immer habe ich sehr Schönes erlebt. Zum Beispiel Freundschaften, die noch intensiver wurden, ungeahnt intensive Gespräche, ganz viel Zuneigung von vielen Seiten. Das war richtig Klasse. Es gab so viele Eindrücke jeglicher Art, dass ich sie ersteinmal verarbeiten muss. Wie, das werdet ihr in shaa Allah bald sehen.

Doch manchmal war ich auch etwas ratlos. Ich hatte ja schon im März erfahren, dass die meisten nicht mehr telefonieren wollen (alles muss geschrieben werden), persönliche Vieraugen-Gespräche gibt es in meiner Generation noch, aber sind oft schwer zu vereinbaren, bei den Jugendlichen sieht es noch schlimmer aus.

Es ist schade, dass einige von uns, sich so voneinander entfernen. Betrübt über diesen Zustand, habe ich meine Gedanken dazu in ein Seminar über Selbstmanagement fließen lassen.

Seminare

Insgesamt habe ich 7 Seminare zum Thema „Mehr Zeit für unsere Gemeinschaft“ gehalten. In dem Seminar ging es vorwiegend darum, wie wir uns selbst so gut managen können, dass wir wieder mehr Zeit für Kreatives und für unsere Mitmenschen haben. Nach vielen positiven Rückmeldung bin ich guter Dinge, dass ich zumindest einige mit meiner Botschaft erreichen konnte, den Kopf frei zu bekommen und sich wieder auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben konzentrieren zu können.

Wie läuft es mit den Projekten?

Natürlich habe ich auch ein wenig die Werbetrommel für unseren Verein gerührt. Aus den 36 Witwen, die einen monatlichen Sack Reis bekommen, sind jetzt 45 geworden. Darüber freuen wir uns sehr. Es ist immer wieder schön zu sehen, wie sich die Witwen über diese für deutsche Verhältnisse „kleine“ Spende freuen. Für sie ist sie ein Garant für tägliches Essen auf dem Tisch.

Ein besonders trauriger Fall erreichte uns noch während meines Besuchs in Berlin. Eine 29-jährige Witwe mit 5 Töchtern im Altern von knapp 2-11 Jahren, Analphabetin, wurde in der 3 monatigen Trauerzeit noch von ihrer Familie unterstützt. Jetzt haben sie alle verlassen, sie kann die Miete nicht zahlen, Essen hat sie keins und die Kinder können natürlich auch nicht mehr zur Schule gehen. Die älteste Tochter geht in eine gebührenfreie Schule, aber die anderen … keine Chance. Die mittlere hat sie jetzt schon zu ihrer Schwester ins Dorf gegeben, aus ihrer Not heraus. Glücklicherweise haben wir für sie schon einen Sponsor gefunden, der Miete, Schulgeld und den Reis übernimmt. Gott sei’s gedankt.

Auch das nächste Jahr der Nähschule ist finanziert. Zwei Arbeitsplätze und die Miete sind als Spenden eingegangen. Erinnert ihr euch an Alagie? Ihm haben einige von euch Therapiesitzungen finanziert.  Mehr dazu in dem Artikel Physiotherapie in Gambia. Es geht ihm jetzt viel besser. Von dem Rollator ist er jetzt weg und kann mit einer Krücke laufen.

Noch ein paar mehr Sitzungen für je 10€, und er könnte vielleicht bald ganz auf die Krücke verzichten. Wer im helfen möchte, kann uns gerne 10€ überweisen. VZ Alagie Sanneh. Bankverbindung im Anschluss dieses Artikels.

Da er als Elektriker nicht mehr arbeiten kann (auf dem Boden knien geht gar nicht) können wir ihn jetzt neben dem Schneiderlehrer als 2. Kraft in unserer Nähschule einstellen. Er spricht gut englisch und kennt sich mit dem Papierkram ganz gut aus. Er möchte die Jungen aus der Nähschule langsam in ihre Selbständigkeit führen, so dass sie sehr bald ihr eigenes Geld verdienen können. Auch Alagie hat schon sehr gut nähen gelernt, so dass er schon einen kleinen Profit davon haben kann.

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Einige Spenden sind auch für die Fertigstellung der Moschee eingegangen. Leider habe ich noch kein neueres Bild, aber demnächst fahren wir, so Gott will, wieder hin und schauen uns den aktuellen Stand an. Daher hier noch ein Foto von meinem letzten Besuch. Uns fehlt nur noch ein wenig Geld, wie viel genau werde ich euch noch mitteilen, um sie fertig zu stellen. Es fehlen noch die Fliesen, die Deckenplatten, Türen und Fenster.

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Und die Abaya-Aktion hat uns auch sehr viel Freude bereitet. Ein kleiner Post auf Whatsapp und seine Wirkung. Am 23.5. schrieb ich einen 50 Zeilen-Post auf WhatsApp. Was dann passierte war überwältigend. 2 XXL Kartons und 8 Umzugskartons machten sich auf den Weg nach Gambia. Vor einigen Tagen sind sie dann angekommen und auf den Tag genau nach 5 Monaten haben wir sie schließlich aufhängen können. In einigen Tagen ist bei uns wieder Reisausgabe, dann werden die ersten Frauen sich ihre Abayas aussuchen können. Das, was ihr hier auf dem Foto seht ist nur etwa ein Drittel der gesamten Abayas. Eine ganz tolle Aktion.

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Nun bin ich wieder zurück, und die Arbeit hat mich wieder. Ich kann zwar nicht behaupten, dass ich in Deutschland im Urlaub war, aber vielleicht kann man es besser so formulieren: Mein Alltag und meine tägliche Routine haben mich wieder. Und ob ihr es glaubt oder nicht. Es hat mir gefehlt. Ich hätte nicht gedacht, wie wichtig mir ein gewohnter Alltag ist.

Für Spenden sind wir immer sehr dankbar.

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